Anzahl der Räume des Schlosses Schönbrunn
Orangerie - Frühlingsfest an einem Wintertage am 6. Februar 1785

Gemeinsames Schlafzimmer

Im Zuge der Restaurierung des Gemeinsamen Schlafzimmers im Westflügel des Schlosses Schönbrunn (Herbst 2012) wurden auch Recherchen über die Wandbespannung und die ehemalige originale Möblierung in Angriff genommen.

Gemeinsames Schlafzimmer

Das Gemeinsame Schlafzimmer wurde anlässlich der Vermählung Franz Josephs mit Elisabeth im April 1854 neu ausgestattet. Zu dieser Ausstattung gehörten u.a. eine Wandbespannung mit blauweißen Seidentapeten und die auch heute noch vorhandene Palisanderholz-Möblierung, die von der Tischlerfirma Schwaigard & Abermann hergestellt wurde.

Das Gemeinsame Schlafzimmer wurde nach dem Tod Elisabeths im Zuge der Restaurierungen im Jahre 1900 verändert, dabei wurde vermutlich auch die originale Seidentapete durch die bis zur Restaurierung vorhandene bedruckte Papiertapete, angelehnt an das originale Textil, ersetzt.

Nach dem Tod Franz Josephs sollte für die Bewohnung durch Karl I. und Zita das Gemeinsame Schlafzimmer als Schreibzimmer für Kaiserin Zita umfunktioniert und neu ausgestattet werden. Im Zuge dieser Umbaupläne und aufgrund fehlender professioneller Vergolder sowie hochwertiger Materialien wurden im Jahr 1917 die Vergoldungen weiß überstrichen. Bei der nunmehrigen Restaurierung knapp hundert Jahre später wurde die Vergoldung wieder hergestellt.

Die Recherchen für die ehemalige Seidenbespannung waren erfolgreich, es konnten ein originaler Vorhang mit der dazugehöriger Posamentrie, die originale Bettdecke und weitere Teile der textilen Ausstattung im Depot der Bundesmobilienverwaltung (BMobV) aufgefunden werden. Gleichzeitig war es möglich, anhand eines originalen Möblierungsplanes der westseitigen Räume aus den 1860er Jahren in der Plansammlung der SKB und aufgrund der Recherchen in den Inventaren der BMobV auch die originale Möblierung ausfindig zu machen.

Der historische Möblierungsplan erlaubte die Neuerkenntnis, dass das Gemeinsame Schlafzimmer nicht nur die typische Schlafzimmermöblierung mit Bett, Nachtkästchen und - für die Habsburger obligatorisch – je einen Betstuhl umfasste, sondern dem Zeitstil entsprechend auch noch eine Sitzgarnitur mit Sofa, Fauteuils, Garniturtisch, Chaiselongue und Fußschemel umfasste. Diese Objekte konnten in unterschiedlichem Zustand im Depot der BMobV gefunden, dem Möblierungsplan entsprechend zugeordnet werden, Sie wurden nach Schönbrunn rückgeführt, um die originale Möblierung rekonstruieren zu können.

Die seit den 1920er Jahren im Schlafzimmer aufgestellten Kästen befanden sich ursprünglich nicht im Gemeinsamen Schlafzimmer, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit in der darüber liegenden Wäschekammer im Mezzaningeschoss, die seit dem Ende der Monarchie nicht mehr existiert. Über den Bilderschmuck des Gemeinsamen Schlafzimmers geben die historischen Inventare nur wenig Auskunft. Als einzige Angabe findet sich der Hinweis, dass zur Ausstattung ein Kupferstich aus Shakespeare‘s Sommernachtstraum, nämlich „Titania mit Esel“ und ein Porträt von Elisabeths Schwester, der Gräfin von Trani, gehörte.

Für die Rekonstruktion der textilen Ausstattung - Wandbespannung, Möbelbezüge und Bettdecke - wurde ein hochwertiger Seidenstoff auf tiefblauen Fonds mit weißen Blüten nach dem historischen Vorbild von der Firma Jacquard Brokatmanufaktur GmbH. und die Posamentrie von der Firma Die Posamenten Manufaktur hergestellt. Die Bespannung der Wandfelder sowie die Herstellung der Vorhänge und Schabracken erfolgten durch das Atelier West. Mit der Restaurierung des Mobiliars, die auch die Tapezierung der Sitzmöbel umfasste, wurde der Restaurator Robert Gaugl beauftragt. Nachdem die originale Bilderausstattung nach dem derzeitigen Wissensstand nicht rekonstruierbar ist, kam der bei der SKB gängige Modus als „Stichwortgeber“ zur Anwendung.

Über dem Sofa ist das 2013 im Dorotheum angekaufte Porträtgemäldepaar Franz Joseph und Elisabeth präsentiert, die das Gemeinsame Schlafzimmer genutzt haben. Bei den beiden Gemälden - das Porträt Franz Josephs ist datiert und wurde von Anton Einsle ausgeführt - handelt es sich jeweils um ein Gastgeschenk des Kaiserpaares an den Fürsten Rohan in Sychrov (Böhmen), wie durch die Provenienz der Porträts nachgewiesen ist.

Ergänzt wird dieser Gemäldeschmuck durch ein weiteres Elisabethporträt, das die Kaiserin im weißen Seidenkleid zeigt und 2010 aus Privatbesitz angekauft wurde. Aus Rücksicht auf die heutige Wegeführung kann die originale Möblierung nicht in vollem Umfang präsentiert werden, um den Besucherfluss nicht zu hindern und gleichzeitig die Sicherheit der Einzelobjekte nicht zu gefährden. Dennoch konnte der Eindruck der stilistisch beeindruckenden Üppigkeit der Ausstattung gewährleistet bleiben.

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